Psychologie
Das ungewisse Etwas
Persönlichkeit schafft Atmosphäre.
Muhammad Ali hatte es, ebenso Marilyn Monroe, Steve Jobs und Prinzessin Diana. Diese gewisse Ausstrahlung, die Menschen in ihren Bann zieht. Schauspieler Christoph Walz macht es heute vor, ebenso Weltrekord-Sprinter Usain Bolt und Staatsmänner wie Barack Obama gelten als charismatische Persönlichkeiten. Auch wenn wir uns über Einzelfälle manchmal uneinig sein mögen, erkennen wir in der Regel recht schnell, welche Personen diese besondere Ausstrahlungskraft besitzen. Dabei sind es nicht immer nur Prominente, auch im beruflichen Umfeld sowie im Freundes- und Bekanntenkreis kennen wir Charismaten. Sie betreten einen Raum, erfüllen ihn mit einer besonderen Atmosphäre und ziehen die Blicke auf sich. Es fällt ihnen leicht, uns von einer Sache zu überzeugen, sie inspirieren und faszinieren uns. Doch wenn wir beschreiben sollen, was ihr gewisses Etwas eigentlich ausmacht, haben wir oft nur schwammige Antworten parat.
Krankenheilungen und Wundertaten
Manche Soziologen beschreiben Charisma als Aufgeschlossenheit, andere halten es für etwas Magisches. Tatsächlich hat der Begriff altgriechische Wurzeln und bedeutet „aus Wohlwollen gespendete Gabe“. Verbreitet wurde er durch die Charismen-Lehren des Paulus. Darin wird beschrieben, dass Menschen fundamental gleich sind, sich aber funktionell unterscheiden – und zwar durch die „vom Geist Gottes ungeschuldet geschenkten Charismen“. Dazu zählen unter anderem Wesensmerkmale und Fähigkeiten wie Weisheit, Glaubenskraft, Krankenheilungen und Wundertaten. Der heutige Charismenbegriff hat sich vom paulinischen Ansatz weit entfernt. Seit Anfang des 20. Jahrhunderts hat er eine allgemeinere Bedeutung. Im Duden ist er mit „besondere Ausstrahlungskraft eines Menschen“ definiert. Doch welche Eigenschaften sind es, die diese besondere Aura ausmachen?
Der Charisma-Selbsttest
Kanadische Wissenschaftler der University of Toronto haben basierend auf einer Umfrage mit 966 Teilnehmer einen Test entwickelt, mit dem man schnell und unkompliziert den eigenen Charisma-Level bestimmen kann. Die Freiwilligen wurden dafür in drei Gruppen aufgeteilt. Die erste hatte die Aufgabe, in wenigen Worten zu beschreiben, welche Attribute einer Person ihrer Meinung nach charismatisch wären. Die andere bewertete, wie zutreffend diese Charisma-Attribute ihres Erachtens sind. Und die dritte Gruppe stufte anhand von Bildern ein, wie charismatisch dargestellte Individuen wirken. Auf Grundlage dieses Verfahrens wurde der Test aufgebaut, der wie folgt abläuft: Jeder Proband muss sechs Aussagen auf einer Skala von eins bis fünf subjektiv einordnen. Fünf ist in dem Fall der höchste Wert. Die Aussagen lauten:
“ICH BIN JEMAND, …
… DER IN EINEM RAUM PRÄSENT WIRKT.”
… DER DIE FÄHIGKEIT HAT, ANDERE ZU BEEINFLUSSEN.”
… DER WEIS, WIE MAN EINE GRUPPE FÜHRT.”
… DEM ES GELINGT, DASS MENSCHEN SICH WOHLFÜHLEN.”
… DER MENSCHEN HÄUFIG ANLÄCHELT.”
… DER SICH MIT ANDEREN GUT VERSTEHT."
Der Durchschnitt bildet den persönlichen Charisma-Level. Wenn dieser höher liegt als 3,7, ist man charismatischer als der Durchschnitt. Laut den kanadischen Forschern solle man sich zur Überprüfung außerdem von einem Außenstehenden einstufen lassen. In der Regel würden sich aber keine großen Abweichungen ergeben, da die Umfrage im Vorfeld bereits unterschiedliche Gesichtspunkte des Charismas berücksichtigt habe.